Mittwoch, 21. Oktober 2009

Der Lustfreie

Es ist nichts ungewöhnliches daran, heute ohne Lust zu sein, ohne tiefe Lust, eine Lust die also am Wahn entlang schrammt, die außer sich nichts wahrzunehmen hat, die Räume füllt mit dem einzigen Ziel weitere Räume zu erschaffen. Die Freizeit, eine genau so dummes Wort wie Freiheit (der eine Buchstabe macht, in diesem Falle, den Bock nicht fett), fällt dem zur Last, der ohne genannte Lust durchs Leben stolpert. Glücklich diejenigen, in denen Entferntes schwarz und diese Schwärze weiß übertüncht ist.
Das Herz des Dichters, des Schauenden, des Ehrfürchtigen allein weiß um die Unendlichkeit, ums Zerrissen-Werden, um das Wunder des Atems. Sein Auge blickt um die Dinge herum und weiß sich in Allem repräsentiert, weiß um die Anteile aus denen Sinn entsteht. Ein Alchemist ohne Arbeit, der Zuschauer in der Hexenküche, der manches Mal aus Bosheit, Furcht, langer Weile, Dummheit oder List in das ein oder andere Töpfchen spuckt.
Der arbeitslose Hexendoktor, der immer zu wenig tut (ja, tut), endloser Selbstverhöhnung erstes Sprachrohr. Der Fluch aus dem Mund des Schaffenden hat Substanz, zumindest so lange, bis auch hier der Zerfallsprozess für endgültige Reinlichkeit sorgt. Am Ende, nach Abzug aller Eingaben, ist der Lustfreie die Reinlichkeit schlechthin, das Labor, der Vakuumraum, die Staubmaske und der Filter alles Realen.
Und erbärmlich ist sein Herz. Und er schämt sich der Schmerzen. Und er weiß um Unzulänglichkeit.

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